Grenzen hier, Grenzen da, überall begegnet uns dieses Wort, sei es von Verwandten, Freunden, in Facebook-Gruppen oder in Erziehungs/ Beziehungsratgebern.
Ich glaube das Wort „Grenzen“ ist das Wort, dass ich bezüglich Elternschaft & Kindererziehung am aller häufigsten höre.
„Das Kind muss doch auch mal lernen Grenzen zu wahren“
„Ich muss meinem Kind Grenzen setzen“
„Das Kind übertritt meine Grenzen“
„Ich muss bei meinem „Nein“ bleiben, sonst lernt das Kind nie, meine Grenzen zu akzeptieren“
„Lass dir nicht auf der Nase herumtanzen“
„Dein Kind wird niemals Grenzen einhalten können“
„Jetzt greife endlich mal härter durch!“
und so weiter und so fort.
Aber auch in einer Partnerschaft, in Beziehung mit Kollegen, dem Chef wird das Thema "Grenzen setzen" immer wichtiger.
Hier erzähle ich heute, wie ich dazu stehe.
Das Wort „Grenze“ ist für mich etwas sehr starres. Etwas trennendes. Grenzen trennen Länder. Grenzen trennen auch Gemüter bzw die Verbindung zwischen Menschen. Zumindest, wenn Menschen das Wort so definieren, wie ich es definiere.
Bei vielen Menschen gibt es, wenn ein Kind an meine Grenzen heran, oder sie übertritt, nur einen Weg. „Stop…zurück“.
Stelle es dir mal bildlich vor. Du stehst im einen Land, dein Kind im anderen Land.
Die meisten von uns haben es ja auch genau so erfahren in ihrer Kindheit. „Stop, hör auf“…ohne Alternative.
Für mich ist dieses Vorgehen einfach ein Zeichen von großer Hilflosigkeit und einem kleinen Lösungspool.
Für mich bedeutet Grenze = unerfülltes Bedürfnis.
Wo andere sagen „Der überschreitet meine Grenze“ ist es für mich eher „Mein Bedürfnis ist gerade unerfüllt“.
UND… mein Kind ist nicht dafür zuständig (und auch keine andere Person), meine Grenzen zu wahren, mir meine Bedürfnisse zu erfüllen, sondern ich. Ich bin dafür verantwortlich, für die Erfüllung meiner Bedürfnisse zu sorgen.
Mal am Beispiel „Hauen“ erklärt:
Mein Bedürfnis nach Schutz, nach körperlicher Unversehrtheit ist nicht erfüllt (Andere würden sagen „die Grenze ist überschritten“).
Ich möchte natürlich nicht verletzt sein, das ist klar, aber mein Weg ist dann eben nicht, das Kind für meinen Schutz, für mein Bedürfnis verantwortlich zu machen, indem ich dafür sorge, dass das Kind damit aufhört, evtl durch Schreien, Festhalten, oder wegschicken, sondern ich sorge für mich.
Z.B. indem ich eine Hand vor mich halte, oder auch aufstehe, damit das Kind mein Gesicht nicht mehr trifft, indem ich vielleicht auch einen Schritt zur Seite trete.
Aber dann eben nicht mit dem Gedanken “Ich mache das jetzt, damit das Kind endlich lernt, dass es das nicht soll“, sondern tatsächich um mich zu schützen.
Oder indem ich etwas spielerisches daraus mache. Je nachdem, wie das Kind gerade drauf ist, braucht es vielleicht auch gerade einfach nur Empathie, bedingungslose Annahme, Mitgefühl, eine Umarmung, einen liebevollen Blick, warmherzige Zuwendung: „Hey Spatz, du bist total sauer, oder?Was ist los, was brauchst du?
Da würden andere dann vielleicht schon wieder sagen „Du lässt dir auf der Nase herumtanzen, da MUSST du jetzt mal durchgreifen“. Für mich ist es genau das, was den Unterschied macht zwischen einer starren Grenze und dem „Ich sorge für meine Bedürfnisse. Was kann mein Kind gerade noch leisten? Kann er gerade überhaupt noch kooperieren? Müssen wir vielleicht einfach mal ganz schnell nach draußen an die frische Luft gehen?“
Dadurch ist meine Grenze auch gewahrt, mein Bedürfnis nach Schutz ist erfüllt. Ich habe nicht gemeckert, nicht geschimpft, ich habe das Kind nicht zurückgewiesen und trotzdem habe ich Schutz und Unversehrtheit und war in Verbindung mit dem Kind.
Oft ist der Grund fürs Hauen ja auch Kontaktaufnahme, oder sie müssen einfach mal ihren Frust raus lassen, wissen aber nicht wie.
Es gibt dieses Sprichwort „Liebe mich dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten“. Da gehe ich zu 100 Prozent mit. Dein Kind will dich gar nicht verletzen. Dein Kind will nicht, dass dir etwas wehtut, deinem Kind fällt bloß einfach gerade nichts anderes ein. Die Impulskontrolle ist ja auch noch gar nicht da. Die entwickeln Kinder erst mit ca 5, oder 6, manche erst mit 7, oder 8 Jahren. Dein Kind kann gerade einfach gar nicht anders. Dein Kind tut in jedem Augenblick immer das ihm/ihr best mögliches.
Und wenn wir dann mit Gegenwehr, mit Ablehnung reagieren, dann ist das das, was dein Kind am aller wenigsten braucht. Und ja, das ist manchmal leichter gesagt, als getan. Jeder von uns kennt das, in solch erzieherische Muster zu verfallen. Doch Dinge zu tun, die wir im Endeffekt gar nicht ccol finden, die gar nicht zu unseren Werten passen, die wir doch gar nicht tun wollten.
Ich kenne das auch, ein Coach ist eben auch nur ein Mensch.
Uns können Fehler passieren und wir können daraus lernen, daran wachsen. Mit dem Kind in Verbindung gehen und sagen, dass es uns leid tut, uns gerade keine andere Lösung einfiel. Und dann reflektieren wir das für uns und schauen, wie können wir es beim nächsten Mal besser handhaben. Können wir uns vielleicht Unterstützung holen? Mal mit jemandem dadrüber sprechen, warum das Kind agiert, wie es agiert? Welches Bedürfnis bei dem Kind unerfüllt ist? Wie wir das Kind unterstützen können, dass es sich sein Bedürfnis erfüllen kann, damit es gar nicht hauen muss. Denn wenn das Kind eine andere Strategie erlernt hat für dieses Bedürfnis, dann hört es auf zu hauen. Denn wie gesagt, unser Kind möchte uns nicht schaden. Das Kind versucht sich nur Bedürfnisse zu erfüllen.
Natürlich können wir dem Kind auch sagen „Wow, das tat weh, ich brauch jetzt mal n bisschen Raum für mich“, oder „Ich bin so müde, ich brauche jetzt einfach mal einen Moment Erholung“. Und dann schauen wir, wie unser Kind dadrauf reagiert. Ist das Kind in der Lage unsere Bitte zu erfüllen?„Ich brauche gerade dringend eine Pause, könntest du die nächsten 5 Minuten ein Bisschen für dich spielen, so dass ich kurz die Beine hochlegen kann?“ und wenn das Kind „Nein“ sagt, dann schauen wir nach einer anderen Lösung, wie wir zu Erholung kommen können.
Und ja, das ist manchmal nicht einfach. Und Nein, es geht nicht dadrum, perfekt sein zu müssen. Es geht dadrum, für uns einzustehen, aber gleichzeitig eben auch die Bedürfnisse unserer Kinder zu sehen.
Keine starren Grenzen, sondern flexible Bedürfnisse. Wie ein Tanz miteinander. Das immer wieder neu Ausloten der Bedürfnisse.
Bleibt dran, es lohnt sich.
Herzensgrüße,
Deine perfekt unperfekte Anna-Leke
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